Innovation braucht also Impact, nicht nur Buzzwords. Wie erkennt ein Mittelständler den Unterschied? Und: Wie erreicht man diesen Impact? Was nährt ihn?
Innovation hat nur dann Wert, wenn sie echte Probleme löst. Und dafür muss ich zuerst den Kunden verstehen, nicht die Technik. Ein Beispiel: Beim Rasenmähen könnte ich überlegen, wie ich den Mäher günstiger, schneller oder umweltfreundlicher mache. Das ist klassische Produktverbesserung. Aber die eigentliche Frage ist doch: Warum mähen wir überhaupt? Weil wir den Rasen in einer bestimmten Länge haben wollen. Und dann kann die Lösung plötzlich ganz anders aussehen. Vielleicht muss es gar kein Rasenmäher sein, vielleicht lässt sich ein Gras züchten, das einfach nicht höher wächst. Ziel erreicht, Problem gelöst. Denn genau darum geht’s: Nicht in Technik oder Perfektion verliebt zu sein, sondern beim Kunden sein, das Problem verstehen und dann die beste Lösung finden, auch wenn sie völlig anders aussieht, als man am Anfang dachte.
Also einfach machen! Dabei sind Methoden wie Scrum, OKR oder auch KI-Tools heute ja in aller Munde. Wie viel davon braucht der klassische Mittelstand denn wirklich?
Ich glaube, es gibt nicht das eine Tool für alles. Wir bei NanoTemper nutzen seit über fünf Jahren OKRs, das funktioniert für uns gut. Und natürlich setzen wir KI ein, schon seit 2014, in enger Zusammenarbeit mit Forschern wie Fabian Theis. Aber für mich gilt: Tools sind Werkzeuge, keine Religion. Scrum kann in der Softwareentwicklung hervorragend funktionieren, in der Produktion dagegen oft gar nicht. Die Gefahr ist, dass Methoden zum Selbstzweck werden. Dass man etwas einführt, weil es „hip“ ist. Doch entscheidend ist nicht das Tool, sondern was es bewirkt.
Um innovativ zu sein, zählt also etwas anderes?
Ja, genau. Es zählt Kundennähe, rausgehen, verstehen, wofür Kunden wirklich bereit sind zu zahlen. Und dann flexibel bleiben und sich anpassen. Ein Tool sollte immer helfen, dieses Ziel zu erreichen. Es muss eine Strategie unterstützen, nicht umgekehrt. Und wie du schon gesagt hast, einfach mal machen und nicht am Anfang erstmal nach Tools suchen.
Philipp, wenn du morgen einen mittelständischen Betrieb übernehmen müsstet, welche drei Dinge würdest du in jedem Fall prüfen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt ist?
Erstens: den Markt. Wächst er, schrumpft er, welches Potenzial steckt drin? Zweitens: die Technologie. Ist sie zukunftsfähig, bringt sie uns wirklich weiter? Und drittens, und das ist das Wichtigste: die Menschen.
Ein Unternehmen ist ja auch so eine Art „lebender Organismus“.
So ist es. Strukturen sind zwar wichtig, aber entscheidend sind immer die Menschen. Sind sie bereit zu lernen, sich anzupassen, Veränderungen mitzugehen? Haben sie schon positive Erfahrungen damit gemacht? Als wir kürzlich ein schwedisches Unternehmen übernommen haben, haben wir genau das angeschaut: Die Technologie, um unsere Innovationskraft auszubauen – und die Menschen, die Lust haben, diese Zukunft mitzugestalten.
Auch das war bestimmt eine spannende Erfahrung für dich …
Philipp, wenn du den Mittelstand mit nur einem Satz inspirieren müsstest: Warum lohnt es sich, den Weg des „ehrbaren Unternehmers“ zu gehen?
Ehrbares Unternehmertum heißt: frei handeln, Sinn stiften und dauerhaft erfolgreich sein.
Welch schöner Satz zum Abschluss unseres Gesprächs!
Lieber Philipp, ich danke dir sehr, dass du mein Gast warst und hoffe, dass sich ganz viele Mittelständler von dir inspiriert fühlen!
Ich danke dir, Sandy! Hat sehr viel Spaß gemacht!