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Allgemein

Mit System zur Innovation

1. September 2023
6 Min.
Von unserem Gastautor Johann Schippers

Die Innovationskraft deutscher Unternehmen sinkt. Nach einer aktuellen Untersuchung kehren immer mehr Firmen der Innovationsarbeit den Rücken zu. Das ist dramatisch, da Innovationen von elementarer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sind. Und der Weg dahin ist einfacher, als viele denken.

Die Zahl hat unser Team von M&L erschreckt: Laut einer Untersuchung der IW Consult im Auftrag der Bertelsmann Stiftung suchen inzwischen 38 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland nicht mehr nach Innovationen. Vor drei Jahren waren es „nur“ 27 Prozent.

Die Gründe dafür sehen die Autoren in der Corona-Pandemie und in einer zu großen Kundennähe. Letzteres führe zu einem starken Fokus auf inkrementelle Innovationen (Produkterweiterungen). Disruptive Innovationen (neue Technologien in neuen Märkten) und Produktinnovationen würden hingegen meist nur noch passiv verfolgt. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine nachlassende Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen.

Die Analyse spricht in diesem Zusammenhang von einer wachsenden Professionalisierungslücke in Bezug auf systematisches Innovationsmanagement. Dieser Blogbeitrag soll Unternehmern und Führungskräften eine praxisnahe Hilfestellung und eine Inspiration bieten, wie sie ein systematisches Ideenmanagement aufsetzen können.

Ideenmanagement als Teilbereich des Innovationsmanagements

Der Umgang mit Ideen im eigenen Unternehmen gewinnt oftmals dann an Bedeutung, wenn im Zuge einer Managemententscheidung ein neuer Schwerpunkt auf das Thema „Innovation“ gesetzt wird. Je nach Definition des eigenen Innovationsansatzes werden dann verschiedene Aspekte des Innovationsmanagements ins Zentrum gerückt: Mal wird verstärkt ein Fokus auf Forschung und Entwicklung gelegt, inklusive Trendscouting und Foresight-Initiativen, mal wird hingegen eher auf Produktentwicklung und Technologie-Deep-Dives gesetzt.

Grundsätzlich gibt es hier kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist jedoch, dass einige Aspekte des Innovationsmanagements immer beachtet werden sollten. Neben der Definition einer Innovationsstrategie sowie dem Festlegen transparenter Prozesse und Verantwortlichkeiten betrifft das vor allem den Umgang mit Ideen der eigenen Mitarbeiter. Doch wie kann deren Expertise gefördert und in Ideen übersetzt werden? Die häufigste Antwort hierauf lautet: einfach aufschreiben, alle Ideen sind per se gut und müssen zunächst einfach gesammelt werden.

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Ideen einfach nur aufschreiben und sammeln – für ein systematisches Ideenmanagement ist das zu wenig.

Menüvorschläge statt Innovationsideen

Damit möglichst viele Ideen eingereicht werden, wird zudem häufig ein Incentive ausgelobt für das Einreichen von Ideen. Dieses Vorgehen führt leider meistens recht schnell zur Ernüchterung aller beteiligten Stakeholder: Die Bandbreite der Ideen reicht von Vorschlägen für neue Gerichte in der Kantine, über zusätzliche Mitarbeiter-Benefits bis hin zur Neuauflage der abgelehnten Projektvorschläge von vor drei Jahren. Zumeist ist dieser Outcome nicht das, was sich die Unternehmensspitze und der Innovationsmanager erhofft haben.

Doch wie kann das ursprüngliche Ziel erreicht werden? Wie bereits erwähnt, ist das Ideenmanagement nur ein Teilbereich des Innovationsmanagements. Die Voraussetzungen für das Ideenmanagement werden aber schon während des Aufbaus des gesamten Innovationsmanagements geschaffen. Hier geht es um essenzielle Fragen wie: Was ist das Zielbild des Unternehmens? Was sind die strategischen Suchfelder für Ideen, die sich aus dem Zielbild ableiten? Welche Ideentypen werden gesucht? Sobald die Antworten auf diese grundlegenden Fragen gegeben sind, kann selbst ein Ideenmanagement, das nach dem oben beschriebenen Verfahren durchgeführt wird, Früchte tragen.

Aufbau des effektiven Ideenmanagements

Hat ein Unternehmen ein Innovationsmanagement eingeführt und wurden die Mitarbeiter über die Ziele des darin integrierten Ideenmanagements informiert, gilt es, den Innovationsprozess inklusive der dazugehörigen Innovationsphasen (Stages) als Stage-Gate-Prozess aufzusetzen.

Üblicherweise besteht der Ablauf aus drei bis zehn Phasen. Bei unserem Beispiel gehen wir von einem dreistufigen Prozess aus mit den Phasen „Entdecken“, „Validieren“ und „Erschließen“. Diese Phasen lassen sich mit gängigen Projekt- und Entwicklungstools abbilden. Neben den eigentlichen Phasen macht es Sinn, noch statische Phasen für den Ideenspeicher und für die umgesetzten Ideen hinzuzufügen. Auch weitere Phasen, beispielsweise für verworfene Ideen, sind denkbar.

Entdecken, validieren, erschließen

In jeder Stage werden verschiedene Bestandteile eines Geschäftsmodells betrachtet, und Ideen werden mittels der gesammelten Erkenntnisse angereichert. Wichtig ist, dass für das Ende jeder Innovationsphase Verantwortlichkeiten und Kriterien definiert sind, die darüber entscheiden, ob eine Idee in die nächste Stage übergeht oder nicht. Diese Verantwortlichkeiten manifestieren sich in den „Gates“.

In unserem Beispiel ist nach der Phase „Entdecken“ zunächst ein formelles Sparring mit dem Innovationsmanager notwendig. Dieser kann eine Idee für die nächste Phase freigeben. Nach der zweiten Phase „Validieren“ könnte dann ein Assessment durch die Strategieabteilung erfolgen, welche auch entscheidet, ob die Idee in die Phase „Erschließen“ übergeht. Das letzte Gate wird wiederum durch das Management repräsentiert, welches final entscheidet, ob eine Idee in die Umsetzung geht.

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Johann Schippers ist Innovationsmanager bei M&L.

Rechte und Rollen

Ein zentrales Thema ist die Vergabe von Berechtigungen und Zugriffsmöglichkeiten auf die entsprechenden Projekte. Im Rahmen des Innovationsmanagements und des aufgezeigten Stage-Gate-Prozesses macht es Sinn, spezifische Rollen anzulegen und sie später den beteiligten Mitarbeitern zuzuweisen. Folgende Rollen sind für den Prozess denkbar:

  1. Der Administrator verwaltet den Innovationsprozess sowie alle dazugehörigen Tools und ist für alle zentralen Projekteinstellungen einschließlich des Rechte- und Rollenkonzepts verantwortlich. Denkbar ist beispielsweise ein Tandem aus Innovationsmanagement und IT-Bereich.
  2. Die Gatekeeper sind jene verantwortlichen Personen und Bereiche, die Ideen von einem Gate in das nächste überführen. Theoretisch kann diese Rolle noch in mehrere Rollen entsprechend den verschiedenen Gates aufgeschlüsselt werden.
  3. Die Rolle des Innovators wird all jenen zuteil, die Ideen, Suchfeldvorschläge oder Feature-Requests (Verbesserungsvorschläge) einbringen sollen, und betrifft im Normalfall den Großteil der Mitarbeiter.

Vorgänge konfigurieren und nachhalten

Softwarelösungen helfen, den Innovationsprozess transparent und nachvollziehbar zu steuern. Wichtig bei der Auswahl der „richtigen Tools“ sind die individuelle Konfigurationsmöglichkeiten, etwa mit einem Vorgangstyp „Idee“, der sich aus verschiedenen Pflicht- und optionalen Feldern zusammensetzt. Sehr nützlich ist hierbei auch die Möglichkeit, eigene Felder zu definieren und Drop-Down-Menüs vorzugeben.

Ebenso praktisch ist die Arbeit mit etwaigen Zeitleisten und Statusfeldern, wie „Startdatum“ und „Fälligkeitsdatum“. Darüber hinaus sollte man die Ideen nach den zuvor angelegten Innovationsphasen filtern können, so dass die Anwender den Überblick über den Innovation-Funnel behalten.

Ausblick

Die Ergebnisse der anfangs zitierten Studie mit dem Rückgang der aktiven Innovationsförderung in deutschen Unternehmen stimmen nachdenklich. Aus diesem Grund war es das Ziel des Blogbeitrags, Impulse für Entscheidungsträger und Innovationstreiber in Unternehmen zu geben und einen Vorschlag für die Einführung eines systematischen Ideenmanagements zu unterbreiten. Eine vertiefende Darstellung, wie man ein Ideenmanagement aufsetzt, finden Sie in einem Whitepaper von M&L, das für Sie zum Download bereitsteht.

Hier geht's zum Whitepaper

Sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich zum Ziel setzen, ein ganzheitliches Innovationsmanagement aufzubauen oder Unterstützung für den Aufbau von bestimmten Teilbereichen des Innovationsmanagements benötigen, steht Ihnen das Team des mehrfachen TOP 100-Unternehmens und Top-Consultants M&L als Berater und Umsetzer sehr gerne zur Seite.

Autor:
Johann Schippers, M&L AG
Innovationsmanager
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