Die Babyboomer-Generation will eine andere Pflege
Aus der Warte des Praktikers sieht Alexander Aufenacker aktuell drei Handlungsfelder für die neue schwarz-rote Bundesregierung: Als erstes müssten die Kosten gesenkt werden. „Weil sich viele schlicht würdevolle stationäre Pflege nicht mehr leisten können“, verdeutlicht er mit Blick auf die stagnierende Belegungszahl stationärer Heimplätze. Deshalb würden die ambulanten Pflegedienste derzeit konstant und stetig bei den Marktanteilen zulegen. Bei Kosten von im Schnitt von rund 3.500 Euro pro Monat für einen stationären Pflegeheimplatz sei das auch nicht überraschend, ergänzt er.
Zweiter Punkt: „Man kann viele administrative und dokumentennahe Prozesse digitalisieren oder schlicht auch einstampfen“, sagt Aufenacker mit Blick auf seine Branche. Und drittens brauche es mehr Offenheit für neue Wohnformen. Letzteres ist auch eine Generationenfrage, wie der Top-Innovator bemerkt. Die Babyboomer-Generation, also die künftigen „Alten“, wollten auf Sicherheit im Alter nicht verzichten, aber im betreuten Wohnen und in modernen Wohnformen leben. „Die wollen ihr eigenes persönlich gestaltetes Zimmer, die wollen auch ein vernünftiges, ansehnliches Essen“, sagt er.
PflegeButler zählt mit zirka 2.000 Plätzen zu den größten Betreibern von Tagespflegen. Das geplante neue Pflegekompetenz-Gesetz sieht Aufenacker mit Sorge. Dort ist angedacht, dass es künftig so genannte niedrigschwellige Tagesbetreuungsgruppen geben könnte für Personen mit Tagespflege-Bedarf. „Niedrigschwellig“ würde hier bedeuten, so Aufenackers Befürchtung, dass diese Gruppen ohne ausgebildete Fachkräfte „irgendwo und überall“ arbeiten könnten und deshalb günstigere Preise im Sinne einer Billigkonkurrenz bieten könnten. Was speziell reinen Tagespflegeanbietern, die mit ausgebildeten Fachkräften und damit auf hohem Niveau arbeiteten, das wirtschaftliche Handeln unnötig schwerer machen könnte, so Aufenacker. Zumal die Refinanzierung der Pläne in Höhe von bis zu 50 Prozent aus dem bestehenden Tagespflegebudget kommen solle, ergänzt er.
Apropos Fachkräfte: Auch die Pflegebranche bleibt vom allerorten zu spürenden Fachkräftemangel nicht verschont. Wobei sich die Konditionen für Pflegebeschäftigte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben: So können ausgebildete Fachkräfte mit Berufserfahrung laut den Aussagen von Aufenacker und Pfister durchaus mit 4500 bis 5000 Euro Bruttogehalt im Monat (inklusive Zuschläge) rechnen.