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Summit
TOP 100

„Ihr seid viel wichtiger für das Land als ihr glaubt“

3. Juli 2025
5 Min.
Von Christoph Klawitter

„German Mut“ anstatt „German Angst“: Der 10. Deutsche Mittelstands-Summit in der Rheingoldhalle in Mainz war ein Plädoyer für mehr Optimismus und Selbstbewusstsein. Denn auf den Mittelstand warten große Chancen in der Zukunft. Und gleichzeitig markierte dieser Summit auch das Ende einer Ära.

14 Jahre lang begleitete Ranga Yogeshwar den Innovationswettbewerb TOP 100 als Mentor. Er war das Gesicht des Wettbewerbs und unterstützte die Preisträger dabei, ihre herausragenden Innovationsleistungen die verdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen. In der abendlichen Preisverleihung nahm der Wissenschaftsjournalist nun Abschied, er beendete mit dem Summit aus privaten Gründen seine Mentorentätigkeit. „Ich tue das mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge, denn hinter diesen 14 Jahren steckt auch für mich eine bemerkenswerte Reise“, sagte er.

Er erinnerte sich an die Anfänge und gestand: am Anfang sei er skeptisch gewesen. Es gebe ja viele Awards, bemerkte er. „Die glänzen, aber dahinter ist nicht viel.“ Er habe dann aber schnell gemerkt, dass TOP 100 anders sei. „Das, was TOP 100 auszeichnet, ist Glaubwürdigkeit, ist Substanz, echtes Engagement und nicht nur ein Dahersagen.“ Er rief die versammelten Top-Innovatoren auf, die umfangreichen Möglichkeiten zum Netzwerken, die TOP 100 bereitstellt, auch zu nutzen – seien es beispielsweise die Field Trips zu Innovationszentren oder die Denkerrunde®.

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Führt unterhaltsam durch den Abend: Moderatorin Susanne Schöne

In seiner Abschiedsrede drückte Yogeshwar vor den rund 1.000 Zuhörern in der Rheingoldhalle seinen großen Respekt vor den Innovationsleistungen der versammelten Unternehmen aus. Diese würden verstehen, dass Krisen für echte Innovatoren wie ein Weckruf zur Veränderung seien. „Ihr seid viel wichtiger für das Land als ihr glaubt“, sprach er die Top-Innovatoren direkt an. Er riet ihnen, noch selbstbewusster zu sein und noch mehr auf sich selbst und die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen.

„Standing Ovations“ gab es spontan vom Publikum für Ranga Yogeshwar, als er seinen Abschied verkündete. Er gab auch bekannt, wer ihm nachfolgen wird: Christian Wulff, bisher Mentor des Beratervergleichs TOP CONSULTANT, übernimmt die Mentorenschaft von TOP 100. Im Namen von compamedia dankte Prokurist Sven Kamerar, Leiter der Unternehmenskommunikation, Ranga Yogeshwar für die vielen Jahre großartiger und engagierter Zusammenarbeit.

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Ranga Yogeshwar (von links) übergibt die TOP 100-Mentorenschaft an Christian Wulff.

Schwungvoll begonnen hatte der von der Journalistin Susanne Schöne moderierte Abend mit einer virtuellen Reise ins Jahr 2030. Trendforscher und Futurist Nils Müller nahm das Publikum in seiner Keynote mit in die imaginäre Zukunft und skizzierte die umwälzenden Änderungen, die künstliche Intelligenz auf unser aller Leben haben werde. Er verdeutlichte dabei, welche großen Chancen dieser Wandel für Deutschland und den Mittelstand bereithalte.

Die im englischsprachigen Raum genutzte Formulierung der „German Angst“, also eine gewisse Ängstlichkeit, die den Deutschen nachgesagt wird, wandelte er positiv um in „German Mut“. Denn angesichts der Stärke und des Potenzials – auch angesichts der vielen Top-Innovatoren und Top-Consultants im Raum – gebe es allen Grund für „German Mut“.

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Nimmt das Publikum mit auf eine imaginäre Reise in die Zukunft: Trendforscher und Futurist Nils Müller

Christian Wulff nimmt sein Publikum in die Pflicht

Christian Wulff vertiefte diesen Punkt: Deutschland sei nach wie vor die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. „Wir sind das Land in der Welt, das für Präzison steht“, nannte er ein Beispiel. Er bedauerte, „dass wir unser Selbstbildnis zu negativ sehen.“ Seine Rede nutzte Wulff, um eindringlich vor einem weltweiten Rechtsruck zu warnen. Er teilte seine Beobachtung mit, dass in jüngster Zeit auf einmal wieder der Staatsrechtler Carl Schmitt zitiert werde, beispielsweise im Umfeld von US-Präsident Donald Trump und dem russischen Diktator Wladimir Putin. Schmitt hatte in seinen Schriften die Beseitigung der Demokratie durch die Nationalsozialisten gerechtfertigt und gilt als hochumstritten. Dass Schmitts Thesen nun wieder auftauchten, finde er total beunruhigend, mahnte Wulff.

Wulff nahm sein Publikum in die Pflicht, für die Demokratie in Deutschland einzustehen. „Die Weimarer Republik ist untergegangen, weil die Menschen das Gefühl verloren haben, für diese selbst verantwortlich zu sein“, erinnerte er. „Und der zweite gelungene Demokratieversuch in Deutschland hängt davon ab, dass Sie sich verantwortlich fühlen. Dann haben Sie geniale wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Zukunft, dann werden Sie exponentielles Wachstum erleben, Durchbrüche in Forschung und Entwicklung“, sagte er voraus. „Wenn aber wieder angefangen wird, in Ihren Betrieben auszusondern: ‚Du bist nicht von hier, du kommst von irgendwo anders her, du bist kein richtiger Deutscher‘ – dann ist Unheil angesagt“, sagte Wulff.

Eine Videogrußbotschaft schickte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer. „Ich finde, Sie hätten kaum eine bessere Ortswahl treffen können für den Mittelstands-Summit: Wir sind in Rheinland-Pfalz ein Mittelstands-Land“, sagte er in der Videoansprache. Das Bundesland lebe sehr stark von seinen mittelständischen Betrieben. „Die bieten Arbeitsplätze. Die sind einfach da, kümmern sich und sind wirklich das Rückgrat unserer Wirtschaft.“

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Begegnung und Austausch mit Blick auf den Rhein: Die Top-Innovatoren und Top-Consultants kommen in der Rheingoldhalle zusammen.

Der Abend gehörte auch den drei „Innovatoren des Jahres“ und den drei „Beratern des Jahres“: Diese Unternehmen hatten in ihrer jeweiligen Größenklasse Platz eins belegt. Professor Nikolaus Franke und Professor Dietmar Fink, die wissenschaftlichen Leiter der beiden Wettbewerbe, ehrten die Größenklassensieger.

Lebendiger Austausch in zahlreichen Panels

Den Tag über hatten die Teilnehmer des Summit Gelegenheit, zahlreiche Workshops zu besuchen. Professor Nikolaus Franke beispielsweise legte die „Erfolgsrezepte der Innovations-Champions“ offen, während Speakerin und Beststeller-Autorin Anja Förster über „Superkräfte für eine Welt im radikalen Wandel“ sprach.

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Einer von zahlreichen Panels: Conor Troy (stehend) spricht darüber, wie man mit Prozessautomatisierung Neukunden gewinnen kann.

Top-Consultant Conor Troy zeigte zusammen mit Digitalexperte Güngor Kara und PR-Experte Sven Kamerar, wie man mit Prozessautomatisierung und digitalen Kunden-Zwillingen eine „Pipeline“ für Neukundengewinnung aufbaut.

In einer Podiumsdiskussion von „ZEIT für Unternehmer“ sprachen die Teilnehmer über die zivilgesellschaftliche Verantwortung von Unternehmern. Bereits am Abend vor dem Summit trafen sich langjährige Top-Innovatoren und Top-Consultants zu einem „Innovation Network Evening“ und tauschten sich miteinander aus. Denn das ist das, was den Summit neben der Preisverleihung im Kern ausmacht: Ein Ort der zwischenmenschlichen Begegnung und des Austausches zu sein.

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Die Dörr Group präsentiert Sportwagen der Extraklasse.
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Beliebtes Motiv für Social-Media-Posts: Die Fotowand mit den Logos der Top-Innovatoren.