Seit dem 20. Januar ist Donald Trump nun im Amt. Der Regierungswechsel im Oval Office gilt vielen als Paradebeispiel für den Aufstieg des Populismus in den westlichen Ländern. Der ehemalige US-Botschafter John Kornblum begreift die Präsidentschaft des exzentrischen Multimilliardärs hingegen als Chance für Europa.
Das ist nochmal gut gegangen! Mit 66 Prozent der abgegebenen Stimmen wird der Sozialliberale Emmanuel Macron nächster Präsident Frankreichs. Der Urnengang in Frankreich ist die jüngste Episode in einer ganzen Reihe sogenannter „Schicksalswahlen“: Van der Bellen gegen Hofer in Österreich, Rutte gegen Wilders in den Niederlanden und natürlich Clinton gegen Trump in den Vereinigten Staaten.
Für John Kornblum ist diese Entwicklung Ausdruck einer gesellschaftlichen und politischen Zeitenwende. Tatsächlich, so Kornblum beim „Forum Politik & Sicherheit“ in Potsdam, lösen Schlagworte wie Industrie 4.0, Digitalisierung und Globalisierung in Teilen der Gesellschaft vor allem eins aus: Verunsicherung. Dieser Zustand biete den idealen Nährboden für Politiker vom Schlage Trumps und Le Pens, die sich durch radikale Anti-Establishment-Rhetorik als einzig „echte“ Alternative zum angeblich festgefahrenen und abgehobenen Politikbetrieb inszenieren. Freilich ohne tatsächlich konstruktive Lösungsvorschläge präsentieren zu können.
Einen Grund angesichts der Präsidentschaft Trumps in politische „Weltuntergangsstimmung“ zu verfallen, sieht Kornblum jedoch nicht. Für den ehemaligen Botschafter und überzeugten Transatlantiker steht fest, dass Herausforderungen wie der digitale Strukturwandel nur im Zusammenspiel zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gelöst werden können. So schreibt er in einem Gastbeitrag in der FAZ: „Europa hat kein Silicon Valley, aber ein gesellschaftliches Fundament, das die Wirren der Digitalisierung besser handhaben kann, als es Trumps ‚Deal Making‘ je könnte.“
Nach Kornblums Lesart bilden Amerikaner und Europäer also eine Art transatlantischer Schicksalsgemeinschaft. Der Regierungswechsel im Weißen Haus biete den europäischen Nationen nun die Chance, in dieser Konstellation eine stärkere Rolle als bislang einzunehmen. Kornblum wünscht sich ein starkes Europa, dass eigenständige Lösungsansätze entwickelt, die letztlich auch die amerikanische Politik beeinflussen.
Während seiner diplomatischen Laufbahn bekleidete Kornblum gleich mehrmals offizielle Ämter in Deutschland. Da wundert es auch nicht, dass er in seinen Ausführungen insbesondere die Bundesrepublik in die Pflicht nimmt. Wenn es ein Land gebe, das in Europa und transatlantisch eine konsequente Alternative zum Populismus durchsetzen könne, dann sei es Deutschland unter der Regierung von Angela Merkel, schrieb Kornblum jüngst in der FAZ. Bereits zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hatte sich Kornblum in der Welt als bekennender Unterstützer der Politik Merkels positioniert.
Doch wie genau stellt sich Kornblum die Führungsrolle Deutschlands in Europa vor? Kann eine Zusammenarbeit zwischen Donald Trump und Angela Merkel bzw. - je nach Ausgang der Bundestagswahl im September – Martin Schulz gelingen? Welche Voraussetzungen müssen hierzu erfüllt sein? Antworten auf diese Fragen liefert die Konferenz des 4 Deutschen Mittelstands-Summit. In einem Kurzvortrag erläutert Kornblum seine Sicht der Dinge. Im anschließenden Interview mit Steffen Klusmann, Chefredakteur des manager magazin und Sprecher der TOP 100-Jury, werden Kornblums Thesen noch einmal vertiefend diskutiert.
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Pascal Simon ist Redaktionsleiter des TOP 100-Blogs und PR-Berater bei compamedia
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