Der 5. Deutsche Mittelstands-Summit war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich: Es gab eine Preisverleihung mit 1.200 Gästen, einen Prolog mit reger Diskussion und einen rhetorischen Ausflug in die Botanik, der Mut machte.
„Innovation ist, wenn der Markt ‚Hurra!‘ schreit“ – Kathrin Adamski eröffnete den Prolog des 5. Deutschen Mittelstands-Summits mit einem geflügelten Wort. Aber die Moderatorin fügte mahnend hinzu: „Manchmal schreit der Markt aber auch ‚Bäh!‘“ Mit diesem Spannungsfeld zwischen Erfolg und Misserfolg beschäftigten sich die zahlreichen Programmpunkte des 5. Deutschen Mittelstands-Summits, der erstmalig im Ludwigsburg stattfand.
Dabei schwang bei dem einen oder anderen Referenten und Besucher auch die Angst mit, Deutschland könne den Anschluss an die digitalisierte Welt verpassen. Doch gerade der Wissenschaftsjournalist und TOP 100-Mentor Ranga Yogeshwar fand eine passende Metapher, um diese Sorge zu zerstreuen: Es sei, so sagte der Naturwissenschaftler, wie mit den Pionierpflanzen auf einer leeren Fläche. Die seien zwar sofort und übermächtig da, so wie jetzt Google, Amazon, Facebook und andere, aber letztlich seien es die später kommenden Pflanzen, die sich durchsetzen und nachhaltiger wachsen würden. „Es ist also ein Wettlauf zwischen Bambus und deutscher Eiche.“
In dieselbe Kerbe schlug auch Winfried Kretschmann. Im Rahmen der abendlichen TOP 100-Preisverleihung im Ludwigsburger „Forum am Schlosspark“ warnte der Ministerpräsident von Baden-Württemberg die rund 1.200 Gäste vor zu viel Digitalisierungs-Pessimismus. „Wir können die Digitalisierung gewinnen, gerade, wenn es um das ‚Internet der Dinge‘ geht. Denn wir haben die ‚Dinge‘“, sagte Kretschmann angesichts der Stärke des deutschen Maschinenbaus.
Kretschmann warnte auch davor, die Digitalisierung zu technikorientiert zu diskutieren: „Hier geht es auch um eine fortschrittliche Unternehmenskultur, die neue Ideen generiert.“ Auch in dieser Hinsicht könne der deutsche Mittelstand, „für den uns Premierminister und Präsidenten auf der ganzen Welt bewundern“, punkten.
Wie sehr es im Wettlauf durch die digitalisierte Welt vor allem auf die Rahmenbedingungen ankommt, unterstrichen gleich mehrere Redner auf dem Deutschen Mittelstands-Summit. „Unsere Schulen gleichen oft Autobahnraststätten“, kritisierte Yogeshwar den wenig einladenden Charme der Bildungseinrichtungen. Auch hätten viele Unternehmer weniger Angst vor Wettbewerbern als vielmehr vor der Bürokratie.
Und der Autoexperte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer konstatierte: „Ich habe vollstes Vertrauen in die deutsche Ingenieurskunst, aber die Infrastruktur bereitet doch große Probleme.“ So könne man bei der Elektrifizierung des Individualverkehrs nicht ewig auf die Stadtwerke warten.
Mit einem mitreißenden Appell an eine positive Denkweise und stärkere Mitmenschlichkeit im täglichen Miteinander wandte sich der frühere Bundespräsident Christian Wulff an die Gäste der abendlichen Preisverleihung: „Wir müssen vorhandene gesellschaftliche Ängste in Zuversicht verwandeln.“ Schließlich sei es immer leichter, etwas zu kritisieren, als es besser zu machen.
Wie man es besser macht, bewiesen an dem Abend die ausgezeichneten Top-Innovatoren mit eindrucksvollen Beispielen. „Die TOP 100 sind echte Ausnahmen“, stellte Ranga Yogeshwar fest, „aber Ausnahmen, die wir brauchen!“
Welche Unternehmen sich in diesem Jahr zu den TOP 100 zählen dürfen, erfahren Sie hier.
Sven Kamerar ist der Leiter der Unternehmenskommunikation bei compamedia. Unter @SKamerar twittert er über alle Themen rund um TOP 100.
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